Zum Geburtstag in den Keller gehen

Nun wohne ich schon viele Jahre in meiner Wohnung bei den Stadtfeldern. Da könnte man meinen, nach so langer Zeit kennt man seine Nachbarn ganz gut. Umso verwunderlicher war es, dass sie sich kürzlich mir gegenüber recht merkwürdig verhalten hatten. Verstohlene Blicke, Gespräche wurden eingestellt, sobald ich näherkam, schnelles Vorbeigehen im Treppenaufgang, nicht dass man sich noch unterhalten muss. Zum Glück bin ich nicht paranoid, sonst hätte ich mir wohl die verrücktesten Verschwörungstheorien ausdenken können! Ein wenig ausgegrenzt fühlte ich mich trotzdem – vor allem verstand ich nicht, woher dieser plötzliche Sinneswandel kam. Dankenswerterweise hat dieser Zustand nicht lange angehalten. Am Ende dieser merkwürdigen Woche – ausgerechnet an meinem Geburtstag – klopfte es an meiner Tür und der Nachbar von gegenüber bat mich, mit in den Keller zu kommen. Meine fragende Mimik ignorierte er, führte mich ins Untergeschoss und vor lauter Überraschung und Freude wusste ich nicht, wohin mit meinen Gefühlen. Hatten die „Schlawiner“ den Trockenraum doch zu einem Partykeller umfunktioniert und dekoriert – eine gedeckte Kaffeetafel sowie die gesamte Hausgemeinschaft erwartete mich dort. Und das war nicht die einzige Überraschung. Am nächsten Tag wurde ich schon wieder in den Keller gerufen. Ich dachte zunächst an einen Aufräum-Einsatz. Aber weit gefehlt! Der Raum hatte bereits die zweite Umwandlung innerhalb weniger Tage durchlaufen: vom Trockenraum über den Partykeller zum Fitnesstempel. Alle, die ein Gerät beisteuern konnten, hatten dieses dort aufgebaut und für alle zur Verfügung gestellt. Mir kommt das ganz gelegen, denn ich bin nicht mehr der Jüngste und ein bisschen Bewegung tut mir auch gut, da ich nach zwei Knochenbrüchen länger die Füße stillhalten musste. Das Schönste daran ist jedoch, dass dieses Beispiel zeigt, wie viel man gemeinsam erreichen kann. Grüße von Opa Kurt www.diestadtfelder.de

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