Salongeflüster: Pippi Langstrumpf und der Klimawandel

Gerne sitzen sie bei mir im Salon, stöhnen über den letztjährigen heißen Sommer und verlangen eine Kurzhaarfrisur wegen der Hitze. Gleichzeitig aber bramarbasieren sie über die angebliche Klimalüge. Das Wetter war doch schon immer wechselhaft und natürlich ist nicht der Diesel schuld. Elektroautos sind viel gefährlicher. Sie wissen eben alles besser und erklären mir auch gerne, wie ich zu schneiden habe. Und gut ist mein Ergebnis nie, bestenfalls akzeptabel und natürlich viel zu teuer. Denn früher hat es nur ein paar Pfennige gekostet und bei der NVA schon gar nichts. Wenn dir das ein knapp Vierzigjähriger schon mitteilt, auch wenn er die NVA nur aus seinen Schulbüchern kennt, dann darf man nicht widersprechen, denn sonst kommt es zu Diskussionen, die immer absurder werden. Sagst du was vom Insektensterben, kommen sie mit der angeblichen Wespenplage vom letzten Sommer. Sagst du was vom Vogelsterben, dann lamentieren sie über Wölfe, die an allem schuld sind. Und früher oder später landen sie dann bei Greta, der knapp 16-jährigen schwedischen Klimaaktivistin. Sie reden über sie, als wäre sie Greta aus der Krachmacherstraße oder die Pippi Langstrumpf der Wetterfrösche. Weil sie Zöpfe und Autismus hat, ist alles klar. Asperger, sage ich, das ist nicht Autismus und Einstein hatte das auch. Aber der hat uns nicht als vorlaute Göre genervt, erwidern sie dann, sondern war ein netter alter Mann, der so aussah wie Wissenschaftler eben auszusehen haben: Alt und männlich und immer leicht verwirrt. Die Schulkinder hier würden jetzt auch schon mit dem Streiken anfangen. Während der Schulzeit. Aber ihr habt doch damals auch geschwänzt, das erzählt ihr doch immer ganz stolz, sage ich. Ja natürlich, aber zum Spaß. Wir haben doch nicht demonstriert. Und was war 89? Das sei etwas ganz anderes und außerdem nie während der Schulzeit gewesen.

Dabei könnte der Kultusminister ganz dankbar sein, wenn die Schule jeden Freitag ausfällt. Denn dann könnten die Lehrer doch gerade so reichen. Und während eine Wohnungsbaugesellschaft auf dem Werder wieder einmal illegal einen Haufen Bäume fällt, um auf dem Gelände teure Wohnungen zu errichten, deren Mieter sich dann über die Herbst- und Frühjahrsmesse nebenan beschweren werden, da ist doch eigentlich alles gut. Wenn der Meeresspiegel ansteigt, von mir aus. Dann sind wir wenigstens eine richtige Hafenstadt. In diesem Sinne: Der Nächste bitte. Lars Johansen

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