Salongeflüster: Gipfeltreffen

Gestern hatte ich in meinem Frisiersalon ein G-20-Treffen. Blondierte Trumpmähnen trafen auf Mutti-Merkel-Betonfrisuren. Genau, G-20, also 20 Großmütter auf einen Streich. Ich nenne sie ja auch gerne den lila Block, denn die vorherrschende Farbe ist ein sanfter Hauch von Lila. Früher war das ein Erkennungszeichen, heute kommen sogar 80-Jährige und verlangen Blond mit roter Strähne. Ich weiß nicht, wozu. Denn den alten Männern ist es egal und die jungen lassen sich dadurch auch nicht  interessieren. Aber Diskutieren hilft nicht. Wenn ich anfange, ihnen die  Frisuren- oder Farbideen auszureden, dann ist das eine schlechtere Deeskalations-Strategie als die der Hamburger Polizei. Und das will was heißen. Da brennt der Salon. Da vermummt sich Oma mit ihrem Halstuch und versucht, aus Feuerzeug und Haarspray eine Waffe zu bauen, die wie ein Flammenwerfer wirkt. Gut gezielt auf die Frisuren der anderen, brennt das Haar und verwandelt den lila in den schwarzen Block. Wenn ich jetzt die Polizei hole, dann wird es nicht besser. Die schaffen ja schon nicht, den Hassel zu beruhigen, da sind sie bei mir völlig überfordert. Der Wasserwerfer rollt vorne durch das Schaufenster rein und löscht die schlimmsten Brände. Aber bei Tränengas lachen die Alten doch nur verächtlich. Die sind vom Zwiebelschälen so abgehärtet, dass sie den nachdrängenden Beamten problemlos die Gasmasken runterreißen und die heulenden Helmträger mit deren eigenen Gummiknüppeln so verbimsen, wie sie es vor 50 Jahren mit dem eigenen Nachwuchs getan haben. Wenn die erste Hundertschaft um Gnade fleht, dann lassen sie endlich ab und betrachten sich das Schlachtfeld. Danach gehen sie in das Café nebenan und trinken erst einmal eine Soja-Latte mit einem leckeren Stückchen Rhabarberkuchen dazu. Sie sehen zufrieden aus. Gut, die Haare sind nicht schön, aber die jahrelange Yogapraxis hat sich ausgezahlt. Und ich? Wenn sie zufrieden sind, bin ich's auch. Und den Schaden zahlt die Versicherung. In diesem Sinne: Der Nächste bitte.

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