Salongeflüster: Edithaniuanum

Neulich hatte ich wieder mal einen Kunden unter der Schere, dessen Haupthaar trotz seines weit fortgeschrittenen Alters immer noch fröhlich vor sich hinwucherte. Das ist meistens ein sicheres Signal dafür, dass das darunter liegende Gehirn einen hervorragenden Dünger abgibt, also nicht unbedingt zu sehr für das Denken beansprucht wird. Der erzählte, dass er in einem neuen Museum, dem Domianum gewesen sei. Ich war ein wenig überrascht, dass einem ehemaligen Fernsehmoderator ein ganzes Museum gewidmet war und verlieh dieser Verwunderung lauthals Ausdruck. Darauf beschimpfte er mich auf das Übelste als typischen Runtermacher, mit dem das nichts werden würde mit der Kulturhauptstadt, weil ich nicht wisse, wo die Editha jetzt ausgestellt sei. Ich erklärte ihm, dass er dann das Ottonianum meinen würde. Hätte er doch gesagt, sagte er.

Domian oder Dummerjan, was immer er gemeint hatte, gesagt hatte er es nicht, aber der Kunde ist König und Otto sogar Kaiser. Der liegt da nicht, denn den haben sie noch nicht gefunden. Aber erinnern Sie sich noch, wie sie seine Frau Editha im Dom gefunden haben? Sie haben einfach das Grab mit ihrem Namen drauf geöffnet und da lag sie. Hui, wie waren da alle überrascht. Eigentlich müsste ich dann auch immer überrascht sein, wenn ich in einer Flasche, auf der Shampoo draufsteht, auch Shampoo finde. Aber nicht immer ist genau das drin, was drauf steht.

Am Eingang vom Ottonianum steht zum Beispiel ganz groß „Dommueseum“. Alle denken, das ist falsch geschrieben, weil es ein E zu viel hat. Ich denke, es ist falsch geschrieben, weil ein H fehlt. „DomMuehseum“ müsste es eigentlich heißen, weil es so viel Mühe macht, den Otto zu finden. Das ist fast so schwer, wie im Bauhausmuseum in Dessau heute das Bauhaus zu finden, um das es eigentlich geht. Bei der jetzigen Museumsleitung dort könnte man glatt denken, dass die gleichnamige Baumarktkette gemeint ist. Darauf ein Fischfilet mit ganz viel feiner Sahne. In diesem Sinne: Der Nächste bitte.

Zurück