Mit oder ohne …

… Man soll sich ja, wenn es um zwischenmenschliche Beziehungen geht, ab und zu auf Kompromisse einlassen. Dafür war es mal wieder Zeit beim Abendessen mit einem gut aussehenden Mann. Da wir uns nicht einigen konnten, was es zum romantischen Dinner geben sollte, lautete der Kompromiss folgendermaßen: Ich darf mir aussuchen, was ich für ihn kochen möchte und er darf beim Essen das Fußballspiel im Fernsehen verfolgen. Er könne nun mal nicht ohne. Außerdem sei das ein sehr wichtiges Spiel … Champions League, Super Bowl, Olympia? Keine Ahnung. Also kochte ich mein Lieblingsgericht und dachte sogar daran, ihm ein paar Fläschchen Bier kalt zu stellen. Zu Fußball passe nämlich kein Wein. Als er vor meiner Tür stand, war ich für einen Moment beeindruckt, dass er sich für mich in Schale geworfen hatte. Die Entzückung verschwand jedoch wieder, als seine Fan-Krawatte zum Vorschein kam. Wir saßen und aßen. Und schwiegen. Jeder Versuch, ein Gespräch anzufangen und über einen Zeitraum von mehreren Sätzen aufrecht zu erhalten, scheiterte. „Wusstest du, dass Micha auf Sarah steht?“, fragte ich beiläufig. Er schlug sich prompt auf den Oberschenkel. „Das gibt’s doch nicht. Ist der blind?“, lautete seine Gegenfrage. So furchtbar sieht Sarah doch nicht aus, dachte ich mir, bemerkte jedoch, dass er den Schiedsrichter meinte. Wieder herrschte Schweigen, das ich mit genussvollem und ausgiebigem Kauen zu überbrücken versuchte. „Und ich dachte immer, Micha sei eher an Männern interessiert“, fuhr ich nach einer Weile fort. Erneut war Entrüstung seine Reaktion: „Was machen die denn? Haben die vor dem Spiel zu warm geduscht!?“ Nein, auch das war nicht die Antwort, auf die ich gehofft hatte. Für einen Moment gab ich mir Mühe und starrte ebenso gebannt auf den Bildschirm, um herauszufinden, was an diesem Spiel so spannend sein könnte. Nichts! Also wagte ich den letzten Versuch, die Kommunikation in Gang zu bringen. „Meinst du Sarah wäre an einem Dreier interessiert, wenn das mit Micha nichts werden sollte?“ „Das klappt doch nie“, sagte er und winkte genervt ab. Ich stand auf, räumte mein Geschirr ab und ging. Vielleicht ist Sarah momentan nicht mit Fußballgucken beschäftigt … Leonie Felix

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