Mit oder ohne...

Als ich mir vor Tagen die Wettervorhersage auf dem Smartphone angesehen hatte, war mir schlecht von der Vorstellung, mehr als 35 Grad ertragen zu müssen. Das Büro würde einer Sauna gleichen und mein Gehirn dem Aufguss. Mein Freund hingegen konnte es kaum erwarten, dass die Temperaturen in den fiebrigen Bereich klettern. Den ganzen Tag am See verbringen – arbeiten könne man auch in den Morgen- und Abendstunden. Das war seine Vorstellung von Sommer. Mit meinen Bürozeiten ließe sich das nicht so einfach vereinbaren, versuchte ich ihn für das Elend der an gewisse Vorschriften gebundenen arbeitenden Bevölkerung zu sensibilisieren. Ein paar Freistunden könne ich doch wohl abbummeln, war sein Argument. Und in der Tat gefiel mir diese Idee ganz gut. Die Sache hatte nur einen Haken: Wenn wir ein paar Strand-Tage einlegen, brauche ich einen neuen Bikini. Der alte ist irgendwie … ausgeleiert. Einfach nicht mehr schön. Dann müssten wir eben eine Shopping-Tour machen, bevor es zu heiß wird, entgegnete mein Freund daraufhin recht zuversichtlich. Und er war tatsächlich bereit, mich dabei zu begleiten. Ich versuchte ihn darauf vorzubereiten, dass es vermutlich nicht so unkompliziert werden würde, den richtigen Bikini zu finden. Jedenfalls nicht so unproblematisch wie bei ihm, der sich seit Jahren damit zufriedengibt, dieselben buntgemusterten Bade-Shorts zu tragen (und damit im Aussehen und Benehmen eher einem 19-Jährigen gleicht). Wir begaben uns also gemeinsam auf die Suche nach dem passenden Bade-Zweiteiler und begannen damit in einem wohltemperierten Kaufhaus, das eine üppige Auswahl an Strandmode bot. Mein Freund brachte mir geduldig alles, was in meiner Größe vorhanden war und ich probierte – zunehmend ungeduldig – ein Modell nach dem anderen an. Kein schönes Muster, zu bunt, zu langweilig, zu schrill, zu viel preisgebend, zu wenig preisgebend, zu durchsichtig, zu klein, zu groß, zu doofe Aufschrift, zu viele Pinguine. So lauteten die Urteile meines Freundes. Und als er auch nach dem 50. Bikini nicht zufrieden war, sagte er – inzwischen etwas genervt –, ich solle doch lieber ohne baden gehen … Leonie Felix

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