Mit oder ohne …

Werdende Eltern behaupten ja immer, dass sich nichts ändern würde – bloß, weil plötzlich so ein kleiner Mensch zur Familie gehört. Wer das tatsächlich glaubt, ist ziemlich … nun ja, naiv. Unsere Freunde Katja und Marcel gehören beispielsweise ebenfalls in diese Kategorie. Vor fünf Jahren wurde ihre Tochter geboren, inzwischen haben sie auch einen einjährigen Sohn. Absolut nichts werde sich ändern, hatte Katja noch während ihrer ersten Schwangerschaft geschworen. Und natürlich ist das Gegenteil eingetroffen. Wir sehen uns kaum noch – früher fast wöchentlich, nun höchstens vier Mal im Jahr. Während wir damals Urlaube geplant oder ausgewertet, Serien- und Spielabende veranstaltet oder einen Club zum Tanzen für den nächsten Samstag ausgesucht haben, sitzen wir jetzt bei den seltenen Gelegenheiten am Tisch, trinken Tee und hören uns Erziehungsreferate an. 15 Minuten über die richtigen Zutaten für den Babybrei, 25 Minuten über die bestmögliche Zeit zum Abstillen, 40 Minuten über die Vorteile von Stoffwindeln und endlose Diskussionen über die Wahl der richtigen Kita und der Schule. 95 Prozent der Gespräche sind Monologe der Eltern beziehungsweise Dialoge von Mutter und Vater. In 5 Prozent der Fälle kommen mein Freund oder ich auch mal zu Wort. Und haben nichts zu sagen, schließlich haben wir Kinderlosen keine Ahnung und die Aufmerksamkeit der beiden reicht selten für mehrere Sätze. Und Zeit zum Spielen mit den Kids kommt auch sehr selten vor. Schließlich darf die Tochter bald die Schule besuchen und soll  schon Lesen, Schreiben und Rechnen können. Und um Langeweile zu verhindern, besucht die Kleine einen Schachkurs, die Gymnastikgruppe und den Violinenunterricht – das haben nicht nur die Eltern, sondern auch die Großeltern befürwortet. Aber zum Glück hat sich im Vergleich zu früher nichts verändert. Kaum ein Unterschied, ob mit oder ohne … Leonie Felix

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