Mit oder ohne …

Ach, die Adventszeit … wie ich die letzten Wochen des Jahres liebe. Das Fest der Realsatire. Man nimmt sich einiges vor, zum Beispiel Plätzchen mit den besten Freundinnen zu backen. Da Freundin 1 verheiratet ist und zwei Kinder hat, sind Freundin 2 und ich zum Plätzchenbacken ins Einfamilienhaus eingeladen. Skeptisch nähern wir uns dem Vorhaben, aber Freundin 1 beruhigt uns. Schließlich seien die Kinder und ihr Mann mit dem Dekorieren der Wohnung beauftragt worden und daher beim Backen nicht anwesend. Doch vielleicht hätte sie konkrete Anweisungen geben oder wir hätten uns in der Küche verbarrikadieren müssen. Denn lange währt das lustige Teigkneten, -ausstechen und -verzieren in freundschaftlicher Dreisamkeit nicht. Ihr Mann platzt nach etwa zehn Minuten in die Küche. Ob es denn schon etwas zum Probieren gebe … Ja. Rohen Teig. Ob denn schon alles geschmückt sei, ihre Gegenfrage. Natürlich, aber man müsse ja nicht jedes Jahr so dick auftragen, seine Antwort. Zudem habe er die Kerzen nirgends finden können und mit den Kindern sei das eh zu gefährlich. Mit einem entgeisterten Gesichtsausdruck lässt er daraufhin seine Frau in der Küche zurück – er müsse noch mit seinen Kumpels kommunizieren, um einen Termin zum Glühweintrinken zu finden. Wir „arbeiten“ weiter, bis fünf Minuten später die Tochter hereinstürmt. Mit quengeliger Stimme fragt sie, wann die Plätzchen fertig sind und wann Mama endlich ihr Kostüm für das Krippenspiel im Kindergarten näht. Tief einatmen und ausatmen … Freundin 1 sucht nach beschwichtigenden Worten. Zufrieden scheint die Tochter nicht mit Mutters Antworten, aber immerhin zieht sie sich wieder in ihr Prinzessinnen-Reich zurück. Ein Schluck Glühwein wird nun fällig. Doch bevor wir den ersten Schluck getrunken haben, reißt Sohnemann die Küchentür auf. Die zu erwartende Frage (Wann sind die Kekse endlich fertig?) wird zügig vom Hinweis verdrängt, dass Mama versprochen hatte, an diesem Wochenende die Sachen für den Adventsbasar in der Schule zu basteln. Das Gefühl, es könnte gleich einen großen Knall geben, wird schließlich verstärkt, als ihr Mann wieder die Küche betritt und mit einem Ausdruck der Glückseligkeit verkündet: „Ich liebe die Adventszeit – so ruhig und besinnlich!“  … Leonie Felix

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