Matthias Kühne: Wenn staatliche Förderung wenig förderlich ist

Die Finanzierung eines Eigenheims sollte bis ins kleinste Detail geplant werden. Es geht schließlich um eine Menge Geld. Vater Staat signalisiert sogar seine Unterstützung. Wer genauer hinschaut, sieht jedoch ein leeres Versprechen.

Sie wollen eine neue Immobilie bauen oder kaufen? Energie­effizienz ist Ihnen dabei wichtig? Dann sind Sie hier richtig! Wir helfen Ihnen, Ihren Traum von den eigenen vier Wänden zu verwirk­lichen: energie­effizient, zukunfts­orientiert und mit attraktiver Förderung“, so preist die KfW als Anstalt des öffentlichen Rechts die staatliche Unterstützung zur Wohnungsbauförderung an. Vergleicht man jedoch die aktuellen Zinsen der KfW-Bank sowie den gewährten Tilgungszuschuss mit Zinsen für normale Bankdarlehen, erweist sich die staatliche Förderung nicht nur als Makulatur, sondern sogar als ein teures Unterfangen.

Eigentlich hat es sich die Politik zur Aufgabe gemacht, vor allem jungen Familien beim Erwerb von Wohneigentum unter die Arme zu greifen. 2016 beträgt in Deutschland der Anteil der von Eigentümern in selbst bewohnten Wohnungen an der Gesamtzahl aller Wohnungen 51,7 Prozent. In den Niederlanden sind es beispielsweise 69, in Italien 72,3 Prozent. Deutschland liegt im europäischen Vergleich auf dem vorletzten Platz. Es gibt also eine Menge Nachholbedarf. Schaut man jedoch auf die konkreten Förderangebote, insbeosndere unter Berücksichtung beim Bau energieeffizienter Häuser – deren Förderung hat sich die Politik besonders auf die Fahne geschrieben –, bleibt leider nur der Eindruck, dass Vater Staat über die KfW eher Geld verdienen will, als dass er die Bildung von Wohneigentum unterstützt.

Ein konkretes Rechenbeispiel: Bei einer Finanzierungssumme von 100.000 Euro verspricht das Förderprogramm KfW 153 zwar einen Tilgungszuschuss von 5.000 Euro, doch die Zinsen liegen im Schnitt 0,5 bis 0,6 Prozent höher als die einer üblichen baufinanzierenden Bank. Der Tilgungszuschuss wird damit schon von den höheren Zinsen aufgebraucht. Da die KfW zunächst ein tilgungsfreies Jahr gewährt, zahlt man auf die Finanzierungssumme anfänglich nur die Zinsen, ohne den Kreditbetrag selbst zu tilgen. Bei der Bank wird ab der ersten Rate getilgt.

Geht es um ein energieeffizentes Haus, müssen sie für die KfW-Förderung auch die entsprechenden Nachweise für die Einhaltung der Energieeffizienz vorlegen. Oft sind die Kosten für die Nachweise jedoch nicht in der Bausumme berücksichtigt. Beim Neubau eines energieeinsparenden Eigenheims, vor allem dann, wenn KfW-Fördermittel für die jeweiligen Maßnahmen beantragt werden sollen, wird ein Fachmann zwingend nötig. Die Kosten für eine Baubegleitung durch einen Sachverständigen richten sich dabei nach dem Umfang seines Einsatzes und nehmen nicht selten mehrere Tausend Euro in Anspruch.

Solche Zusatzkosten sind am Ende nicht mehr mit den angeblichen Vorteilen der staatlichen Förderung abgedeckt und der Bauherr oder eben eine junge Familie muss einige Mehrausgaben bestreiten. Die politischen Verantwortlichen sollten  also dringend bei der KfW-Förderung nachbessern, wenn sie es mit der Eigentumsbildung für Bürger ernst meinen.

Derzeit würde ich von der Inanspruchnahme eines KfW-Darlehens abraten. Die besseren Konditionen erhält man eindeutig auf dem freien Markt der Baufinanzierer. Übrigens: Bei mancher Hausbaufirma, die eine vollständige Bauabwicklung anbietet, sind meistens auch alle sachverständigen Nachweise für die Energieeffizienz vorhanden. Es geht in jedem Fall um Ihr Geld und Ihr Eigentum. Bei der finanziellen Größenordnung eines Baudarlehens kann man im ungünstigen Fall schnell ein paar Tausend Euro mehr zahlen als wirklich nötig. Fragen Sie unbedingt einen erfahrenen Baufinanzierer um Rat. Er wird Ihnen die verschiedenen Möglichkeiten und Wege aufzeigen und erklären. Und am Ende haben Sie effektiv eine Menge Geld gespart. Matthias Kühne

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