Gedanken- und Spaziergänge im Park: Dies & das

Jeder kennt das: manchmal hat man auf einem Spaziergang ein Thema, das einen nicht loslässt und über die ganze Zeit beschäftigt und ein andermal denkt oder spricht man über viele verschiedene Dinge. Das war bei unserem letzten Spaziergang mit Gerd der Fall. Er machte sich über die Absicht die Knochen Otto von Guerickes durch genetische Untersuchungen zu identifizieren, lustig. „Mein Gott, was soll das“, sagte er. „Wir haben doch Einiges, um an den großen Bürgermeister unserer Stadt zu denken: das Otto-von-Guericke-Denkmal, die Gruft in der Johanniskirche und vor allem die Otto-von-Guericke-Gesellschaft.“ Ich gab ihm Recht und meinte, dass die hohe Zeit der anbetungswürdigen Reliquien nun schon ein paar Jahrhunderte vorbei sei. Er lachte und erwiderte: „Und das ausgerechnet in einer Stadt, die zu Luthers Zeiten als des Herrgotts Kanzlei bezeichnet wurde, weil in ihr die lutherischen Streitschriften und entsprechende Flugblätter gedruckt und verbreitet wurden.“ „Wenn man dann noch bedenkt, wie Luther gegen Reliquien aller Art einschließlich von Knochen gewettert und sie als ‚nutzlose Hunds- und Rossknochen’ verspottet hat, dann wird es noch absurder, wenn es ausgerechnet in dieser Stadt wieder Verfechter neuer Reliquien gibt.“

„Apropos Knochen“, sagte Gerd, „unsere hohen Beamten und einige Politiker können doch heilfroh sein, dass wir nicht zur Zeiten der französischen Revolution leben.“ „Wie kommst Du da drauf?“ „Na, hast Du in den letzten Wochen nicht erlebt, wie eine fast beispielslose Hetzjagd auf den ehemaligen Verfassungsschutzpräsidenten durch diverse Politiker und öffentliche Meinungsmacher veranstaltet wurde? Und dem man zuerst nicht gönnte, dass er Staatssekretär wurde und als man ihm auch das noch vermasselte, seine Gehaltserhöhung in der Presse beklagte.“ „Was sich hier als politische Moral gebärdet, ist ja wohl weiter nichts als primitiver Neid.“

„Die Sünde von Herrn Maaßen bestand lediglich darin, dass er bereits 2015 auf mögliche negative Folgen einer unkontrollierten Zuwanderung aufmerksam gemacht hatte und nach den Ereignissen von Chemnitz der Kanzlerin und den Darstellungen in der Presse widersprach. Und das nächste Opfer, dessen Kopf rollen sollte, war der Leiter der Stasi-Gedenkstätte in Hohenschönhausen, Hubertus Knabe. Abgesehen davon, dass diese Einrichtung bei den Linken überhaupt nicht beliebt ist, machte Knabe sich bei dem Berliner Kultursenator Lederer (Linke) dadurch noch besonders unbeliebt, dass er im Januar 2017 durch seine Stasi-Enthüllungen dazu beitrug, dass der von Lederer eingesetzte Staatssekretär Andrej Holms wieder gehen musste. Das hat Lederer, der ja auch pikanterweise der Vorsitzende des Stiftungsrates für die Gedenkstätte ist, dem Hubertus Knabe nie verziehen. So wurden Volontärinnen gefunden, die dem Stellvertreter Knabes sexuelle Anspielungen vorwarf. Obwohl Knabe mit seinem Stellvertreter sprach und ihn auch entließ, wurde der Vorwurf mangelnder Personalführung aufrechterhalten, aber keine konkreten Angaben unter Vorwand des Datenschutzes über die Art der Belästigungen gemacht. Es ist nicht uninteressant zu erfahren, dass eine der besagten Volontärinnen von der Gedenkstätte ins Amt zu Lederer wechselte, wie es jüngst das Magazin ,Der Spiegel’ schrieb.“ „Nannte man solche Methoden bei der Stasi früher nicht Zersetzung?“ „Genau und in der Folge, wie Du weißt, wurde Hubertus Knabe auf einstimmigen Beschluss des Stiftungsrates von seinem Amt beurlaubt, ohne dass man ihm konkret einen Tatbestand nachweisen konnte.“ „Weißt Du, was das besonders Schlimme daran ist: dass das zur CDU gehörige Mitglied des Stiftungsrates diesem schmählichen Verfahren zugestimmt hat.“

„Auch von der Regierung oder hochrangigen Politikern der CDU oder SPD gab niemand seinem Befremden oder seinem Missfallen Ausdruck. Aber was hat das Ganze nun mit der französischen Revolution zu tun?“ „Vor etwa 230 Jahren wären die beiden und manche andere unter dem johlenden Beifall der Menge und dem zustimmenden Lächeln der Politiker unter der Guillotine einen Kopf kürzer gemacht worden.“ „Ja, da haben sie wirklich Glück. Aber erschreckend ist dieses Kesseltreiben von vielen Politikern und einigen Journalisten doch. Vermutlich ist es ein Ablenkungsmanöver, besonders im Falle Maaßen, um von den eigenen Versäumnissen, ich denke z. B. an ein fehlendes Einwanderungsgesetz, abzulenken.“
Dann kamen wir auf die Nachricht von der Bundeswehr, dass sie mit einem starken Kontingent in Norwegen bei einem Manöver mitspielt. Wir wunderten uns darüber, weil in den letzten Monaten immer wieder über die mangelnde Einsatzfähigkeit von Material, also von Panzern, Hubschraubern und Flugzeugen, berichtet wurde. Und trotz dieser Misere nimmt sie nicht nur an diesem Manöver teil, sondern ist außerdem in verschiedenen Teilen der Welt aktiv. „Die Luftwaffe fliegt über Syrien und es geht dabei gegen den islamischen Staat (IS). Die Bundeswehr ist in Mali aktiv, wobei sich die Frage stellt, was geht uns diese ehemalige französische Kolonie an. Dort geht es gegen ,Boko Haram’ – auch eine islamistische Terrorbande. Und in Afghanistan, wo seit 2002 nach dem ehemaligen Verteidigungsminister der SPD Peter Struck – der übrigens nicht gedient hat – angeblich die „Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland am Hindukusch verteidigt werden muss“, gegen die islamistischen Taliban.“ „Naja, ist doch eigentlich ganz richtig, oder?“

„Doch ist es nicht widersinnig, dass wir an drei weit entfernten Orten dieser Welt gegen Islamis-ten agieren, aber andererseits unsere Grenzen so offen sind, dass alle möglichen Islamisten nicht nur unkontrolliert einreisen können, sondern sogar noch finanziell abgesichert werden? Nimm nur einmal das Beispiel des früheren Leibwächters von Bin Laden.“ „Ja, das beißt sich was, das passt wirklich nicht zusammen.“ Inzwischen sind in den Jahren 54 deutsche Soldaten in Afghanistan gefallen. Sie waren dort im Auftrag des Bundestages und der Regierung. Aber wird ihrer feierlich im Bundestag oder sonst in der Öffentlichkeit gedacht? Es gibt nur hin und wieder ein verschämtes, der Öffentlichkeit nicht zugängliches Gedenken im Bendlerblock. Das ist unwürdig, denn diese Soldaten sind nicht aus Jux und Tollerei und als Touristen nach Afghanistan gefahren. Der Bundestag hat eine Verantwortung für sie, denn dieser bestimmte das Mandat. Das ist alles recht widersprüchlich.

„Oh, da weiß ich noch etwas“, erklärte Gerd und berichtete, dass ein Staatsanwalt auf Grund von Anzeigen sogenannter Rechtsexperten eine Ermittlung gegen den Chef der Bundespolizei Dieter Romann wegen Freiheitsberaubung eröffnet hat, weil dieser den ,mutmaßlichen’ – so muss man das heute sagen – irakischen Vergewaltiger und Mörder Ali B. des 14-jährigen jüdischen Mädchens Susanne aus Mainz, der nach der Tat im Mai mit einem Teil seiner Familie wieder in den Irak zurück gereist war und schließlich mithilfe von kurdisch-irakischen Sicherheitskräften wieder nach Deutschland zurückgeholt hat und er wieder inhaftiert wurde. „Man kann es kaum glauben. Deutschland, ein Narrenschiff!“ Mehr fiel mir dazu nicht ein. Paul F. Gaudi

Zurück