Gedanken- & Spaziergänge im Park: Sie sind da!

„Sie sind da“, rief ich laut! „Wer ist da? Wo?“, fragte mein Mitwanderer Gerd. „Sie sind da, die Schwalben“, antwortete ich und zeigte in den Himmel, „da eine, zwei, drei, da fliegen sie. „Na und, deshalb machst du solch ein Geschrei?“ „Ja“, sage ich, „ja, jedes Jahr freue ich mich, wenn die erste Schwalbe ankommt und warte sehnsüchtig auf sie.“ „Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer“, brummte Gerd. „Das Sprichwort kenne ich, aber jedes Jahr halte ich ab Mitte April nach ihnen Ausschau, denn mit ihnen wird es endlich, endlich wärmer. Und schon als Kind konnte ich den Junggesellenschwärmen oder der jungen Brut stundenlang zusehen, wie sie mit irrwitzigem Tempo über die Dächer und zwischen den Häusern flogen, Schornstein ausbogen, durch die früheren Antennendschungel hindurch flitzten und das alles mit einem großen Geschrei, sodass wir als Kinder immer dachten, sie würden Fangen spielen. Und auch heute noch sehe ich ihnen genauso gerne zu, das hat sich nicht gegeben. Die erste Schwalbe in der Stadt ist für mich immer der Anlass, eine gute Flasche Wein zu öffnen.“ „Na“, lachte Gerd, „dafür findest Du ja immer einen Anlass.“ „ Ja, das stimmt auch wieder.“ „Aber in Plötzky habe ich schon vor gut einer Woche Schwalben gesehen.“ „Ja, ja“ antworte ich, „auf den Dörfern kommen sie immer etwas früher und fliegen auch später wieder ab. Es sind wohl verschiedene Sorten von Schwalben. Aber ich bin kein Ornithologe und unterscheide nur äußerst laienhaft zwischen Dorfschwalben, Mauerseglern – also unseren Stadtschwalben – und Uferschwalben. Jeder Ornithologe würde mich dafür auslachen. Aber mir reicht das. Voller Staunen habe ich zufällig in MAGDEBURG KOMPAKT gelesen, dass die Schwalbe nicht in der Nähe oder in ihren Nestern übernachten, sondern im Fluge in 2 bis 3.000 Meter Höhe. Auch das habe ich nicht gewusst, aber das macht mich noch ehrfürchtiger dieser gefiederten und verwegenen Meute gegenüber.“ Unser Freund, dem es ähnlich geht wie mir, hat einmal ein Gedicht dazu geschrieben:

„Es kreischen die jungen Schwalben
im wilden Flug ums Haus.
Oh, wie ich euch beneide
um eure flinke Kunst.
Ich hafte auf der Erde,
mein Flug ist nur Idee.
Doch Eure Lust am Fliegen
die ist auch mir vertraut.
So stehe ich nur am Fenster
und schau euch neidvoll zu
hoffend, dass ich euch
im nächsten Jahr noch seh‘.“

„Ja, das gefällt mir, das kann ich nachfühlen. Aber ich kenne auch ein anderes Gedicht über Schwalben, es ist von Matthias Buth, wie findest du das?“

Aus Kerbella, Samarra und Bagdad
Kommen wir
Den Sand der Wüsten bringen wir mit
Es atmet in unserem
Gefieder das alle Wolken durchquert.
Wir hörten die Saite der Rababa
Von Beduinen mit Fell bespann
Um den Schildkrötenpanzer in dem Meer schläft
Gehalten von den Knien:
Der Bogen des Alten flog hin und her
Tausend Töne klagten.

Dieses Gedicht katapultierte uns wieder in die Gegenwart und die Kriegsgrauen des Vorderen Orients. Und wieder machen die Großmächte alle Dummheiten, die man nur begehen kann. Die USA, England, Frankreich beschießt mit Raketen angebliche Giftgasziele oder Chemiefabriken wegen einem Giftgasangriff, von dem bis heute nicht bewiesen ist, ob er überhaupt stattfand und wenn doch, wer ihn eigentlich ausführte. Erinnern wir uns noch an die Fernsehbilder, als der damalige amerikanische Kriegsminister, ach nein, das heißt ja heute Verteidigungsminister (vor 100 Jahren war man da ehrlicher) unter Bush den Angriff auf den Irak vor der UNO mit geradezu lächerlichen Bildern begründete, die angebliche Chemie- und bakteriologische Waffen beweisen sollten. Bei den jetzigen Angriffen sind auch die beiden Mächte Großbritannien und Frankreich dabei, die mit ihrem Sykes-Picot-Abkommen nach dem 1. Weltkrieg die Aufteilung des Vorderen Orients nach der Zerschlagung des osmanischen Reiches mit Lineal und über alle Volks-, Stammes- und Sprachgrenzen hinweg das ganze Unheil mitverschuldet haben, unter dem ganz Vorderasien heute noch und immer wieder aufs Neue leidet. Mich wundert es kaum, dass auch Frankreich an diesen Unsinn teilnahm. Es zählt sich immer zu den Großmächten, obwohl es diesen Status nach dem 2. Weltkrieg nur durch die Gnade der drei wirklichen Großmächte und der Standhaftigkeit des Generals de Gaulle verdankte. Es träumt scheinbar immer noch den Traum von der „grande nation“! Und ausgerechnet unter dem neuen Präsidenten Emmanuel Macron. Wieder so eine „Lichtgestalt“, die sich immer mehr entzaubert, wie vor Jahren auch Obama, der sich trotz seines Friedensnobelpreises nicht entblöden konnte Libyen anzugreifen und damit das Land in das jetzige dauerhafte Chaos zu stürzen. Und unsere Regierenden Merkel, von der Leyen und der neue Außenminister? Wollen es zwar nicht mitmachen, finden es aber richtig und angemessen – ohne jeden Beweis! Sogar der wissenschaftliche Dienst des Bundestages hat in einem Gutachten den Luftschlag auf Syrien als „völkerrechtswidrig“ eingestuft! Eine Ohrfeige für die Regierung. Wo sind solche Politiker wie Brandt, Schmidt, Kohl oder Genscher, die sich in solchen Situationen als Vermittler zwischen Ost und West betrachteten und handelten. Merkel oder Maas? Nichts dergleichen, nur Phrasen und heiße Luft. Und so sind wir wieder vom Schwalbenhimmel auf der kriegerischen Erde gelandet. Ach meine lieben Schwalben – wenn ihr doch zusammen mit dem Sommer auch den Frieden bringen könntet! Paul F. Gaudi

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