Film verrückt: Tipps von Lars Johansen

In dieser Rubrik möchte ich Filme oder Serien empfehlen, die Sie im Kino oder auf dem Bildschirm zuhause einmal anschauen sollten. Dabei möchte ich Ihren Blick auf eher Ungewöhnliches lenken.
Heute schaue ich mal wieder etwas zurück. Und weil wir in so politischen Zeiten leben, nehmen wir doch zuerst den gerade wieder auf DVD erschienen Film „Das Mädchen Rosemarie“ aus dem Jahr 1958. Rosemarie Nitribitt war eine Frankfurter Edelprostituierte, deren Ermordung sehr viel Staub aufwirbelte, weil Prominente aus Politik und Wirtschaft zu ihren Freiern gehörten. Regisseur Rolf Thiele gelang es, in diesem äußerst erfolgreichen Werk, das sogar einen Golden Globe gewinnen konnte, die Schattenseiten des Wirtschaftswunders der noch jungen Bundesrepublik auszuleuchten und hatte mit Nadja Tiller in der Titelrolle eine Schauspielerin, deren Charme man sich bis heute nicht ganz entziehen kann.
Etwas neuer (1972) und definitiv weniger charmant, aber auf jeden Fall ansehenswert, ist der Edgar-Wallace-Krimi „Das Geheimnis der grünen Stecknadel“, der jetzt endlich auch in seiner längeren internationalen Version bewundert werden kann. Das Ganze hat mit Wallace eher weniger zu tun, auch wenn Joachim Fuchsberger als Scotland-Yard-Inspektor durch den Film irrlichtert. Regisseur Massimo Dallamano gelang vielmehr ein spannender kleiner italienischer Thriller, ein sogenannter Giallo, in dem vom unbekannten Täter mit schwarzen Handschuhen ein Mädchen nach dem anderen äußerst unangenehm brutal ermordet wird. Sehenswert ist auch das Bonusmaterial, in dem unter anderem Darstellerin Karin Baal ihren Ärger über Film und Regisseur nicht zurückhält. Außerdem gibt es eine sehr schöne ARTE-Doku über den Boom der deutschen Edgar-Wallace-Verfilmungen.
Im Mitternachtskino auf dem Moritzhof läuft mit „Stille Reserven“ ein kühler, stiller Science-Fiction-Film aus Deutschland, der uns in seiner erbarmungslosen Kälte ganz nahe auf den Pelz rückt. Denn ganz so weit entfernt ist diese Utopie gewiss nicht.

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