Film verrückt: Tipps von Lars Johansen

In dieser Rubrik möchte ich Filme oder Serien empfehlen, die Sie im Kino oder auf dem Bildschirm zuhause einmal anschauen sollten. Dabei möchte ich Ihren Blick auf eher Ungewöhnliches lenken.

Es gibt Filme, in denen ein einsamer melancholischer Held durch die Gegend irrt und unfreiwillig in Geschichten hereingezogen wird, die ihn aus seinem Phlegma reißen und dabei eine so große Traurigkeit heraufbeschwören, dass es keine Erlösung mehr zu geben scheint. Beide Werke, die ich hier vorstellen möchte, spielen obendrein in der gleichen Stadt, einmal in den 70ern und einmal über 40 Jahre später. „Der Tod kennt keine Wiederkehr“ ist ein Robert-Altman-Film von 1973, frisch als sehr feines Media-Book bei Koch Films erschienen, dem es mühelos gelingt, den ollen Philip Marlowe so zu aktualisieren, dass es herzzerreißend schön ist. Mit leisem Jazz unterlegt schlurft ein schluriger Elliott Gould geradezu schlafwandlerisch durch diesen gewaltigen Brocken von Film. Sein Marlowe ist ein Verlierer, der sich längst damit abgefunden hat und durch einen Freund in einen Fall hineingezogen wird, der ihn alles kosten wird. Leigh Brackett, die große alte Dame des amerikanischen Kinos, hat Dialoge geschrieben, die immer dann den Ton der Chandlerschen Vorlage treffen, wenn man das am wenigsten glaubt. Komisch und tieftraurig zugleich, ein schmaler Pfad, der durch eine Welt führt, die der Protagonist am allerwenigsten versteht. Genau so ergeht es dem Helden aus „Under the Silver Lake“ (2017), der eine große Verschwörung vermutet, die real sein könnte, aber nicht muss. Er sucht nach seiner attraktiven Nachbarin, mit der er eine Nacht verbracht hat, was ein Marlowe nie tun würde, und die danach verschwunden ist. Das Geheimnis könnte unter dem See liegen oder in einem geheimnisvollen Haus oder auch einfach nur im haschischgeschwängerten Gehirn von Sam. Ein intelligenter kleiner Film, der nicht zu temporeich daherkommt und auf den man sich einlassen muss. Das aber wird, abgesehen von ein paar Volten zu viel, belohnt.

Im Kino kann man sich im Moritzhof eine israelische Komödie anschauen, „Tel Aviv on Fire“, in der es um eine Soap-Opera geht, die eigentlich gegen Israel gerichtet ist, aber unter dem Einfluss eines israelischen Militärs schlagen die Drehbücher immer absurdere Kapriolen. Das ist komisch und politisch zugleich und lohnt einen Kinobesuch.

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