Die Stadtfelder: Blumendienst

Schon in der Schule war – meistens – ich für die Pflanzen in unserem Klassenzimmer verantwortlich. Vielleicht hatte die Lehrerin schnell bemerkt, dass ich dieser Aufgabe gern nachkomme und mich immer wieder für den Blumendienst eingeteilt. Auch meine Mutter ließ mich oft im Garten helfen. Während meine Schwester lieber mit Nadel und Faden beziehungsweise Wolle hantierte, wühlte ich in der Erde, jätete Unkraut, erntete Gemüse, Kräuter und Früchte, topfte Zimmerpflanzen um und goss diese regelmäßig. Und obwohl ich beruflich eine vollkommen andere Richtung eingeschlagen habe, ist das auch heute noch mein liebstes Hobby. Mein Mann ist ganz froh darüber. Er vertritt nämlich – ebenso wie ich – die Meinung, dass ein Haus oder eine Wohnung ohne „Grünzeug“ ziemlich trist wirkt. Aber darum kümmern möchte er sich nicht. Er habe keinen grünen Daumen und würde früher oder später die Pflanzen in den Tod schicken, wie er immer behauptet. Nun gut … mich soll es nicht stören, dass er sich in diesen Bereich der Hausarbeit nicht einbringt. Schließlich erledige ich das gern. Es macht mir auch nichts aus, dass die Nachbarn in regelmäßigen Abständen nachfragen, ob ich mich um ihre Pflanzen sorgen kann, während sie im Urlaub oder beruflich unterwegs sind. Es scheint sich schnell herumgesprochen zu haben, dass ihre Blumen bei mir in guten Händen sind, denn inzwischen bin ich auf jeder Etage tätig. Vor drei Wochen bat mich unsere Nachbarin, die direkt über uns wohnt, den Blumendienst zu übernehmen. Als sie nach 14 Tagen wieder aus dem Ostsee-Urlaub zurückgekehrt war, hatte ich es doch tatsächlich geschafft, eine ihrer Pflanzen über den Jordan zu schicken. Das war mir sehr unangenehm und so richtig konnte ich mir auch nicht erklären, weshalb sie eingegangen war. Aber meine Nachbarin lachte nur herzhaft, als ich ihr den Fauxpas beichtete und erklärte mir, dass sie die Pflanze von ihrem Ex bekommen habe und damit eigentlich gar nichts anfangen könne. Also bin scheinbar doch nicht ich für ihr Ableben verantwortlich … Blumige Grüße von Andrea www.diestadtfelder.de

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