Geburtstag mit Lesungen non-stop

Die erste Schreibwerkstatt fand am 24. April 1992 statt. Damals noch an einem Freitag. Fortan konnten Schreibende ihre Texte vorstellen, dem kritischen Ohr, der fachkundigen Beurteilung darbieten. Werkstatt, der Begriff hat etwas mit dem Handwerk zu tun. Perspektiven, Bezüge, Formulierungen und so viel mehr gehören dazu. Das literarische Schreiben erlernen kann man sicher nicht, wenn das Interesse für Geschichten, menschliche Verhaltensweisen oder das Wort schlechthin, für den Ausdruck von Situationen und Begebenheiten fehlt. Aber der Versuch zeigt erst, ob das Vorhaben zum Erfolg führt, führen kann. Gründer dieser Initiative war der Schriftsteller Erich-Günther Sasse. Zahlreiche erfolgreiche Autoren gingen und gehen aus dieser Werkstatt hervor, die letztendlich das Zeug zum Veröffentlichen erlernten und vertieften. Die „Werkstatt“ ist nach wie vor ein Sprungbrett in die Gefilde der Literatur. Jeder ist dort willkommen, keine Mitgliedschaft oder gar Beitragszahlungen sind dazu notwendig, auch keine Anmeldung oder Einreichung von Texten. Lyrik, Prosa, Belletristik, Bericht, usw. – alles hat seine Berechtigung und wird gleichermaßen unter die Lupe genommen. Jetzt mit der Unterstützung des Friedrich-Bödecker-Kreises Sachsen-Anhalt e.V., der, nachdem das Literaturbüro Sachsen-Anhalt e.V. geschlossen worden war, dankenswerterweise die finanzielle Förderung und Obhut übernahm.
Man kommt und liest oder hört zunächst zu und liest beim nächsten Mal. An jedem vierten Mittwoch im Monat wird sich getroffen, um 16 Uhr, im Literaturhaus in der Thiemstraße 7, dem Geburtshaus Erich-Weinerts. Heute, und dies ist seit 2005 der Fall, unter der Leitung des Lyrikers Torsten Olle. 2002 war ihm der Georg-Kaiser-Förderpreis verliehen worden, wie auch Simone Leppert (heute Voß) im Jahre 2000, die in der Werkstatt von Erich-Günther Sasse betreut worden waren. Viele Schreibende während all dieser Jahre kamen, manche, das muss man auch sagen, nur ein Mal, viele blieben treu, wurden Freunde. Schreiben ist ein Muss, wenn man es ernsthaft betreibt. Besser werden zu wollen eine Tugend, die manchmal schwer zu realisieren ist. Aber es überhaupt oder immer wieder neu zu versuchen, ist letztendlich das Bestreben der Autoren, die den Weg in die Werkstatt finden.
Während der Jubiläumsveranstaltung, am 23. September im Rahmen der Magdeburger Kulturnacht, wird den ganzen Abend über gelesen. Zwölf Autoren/Autorinnen treten an, ihre Werkstatt zu würdigen. So ist es selbstverständlich für Simone Voß, Rita Linke und Holm Meyer, die zu den ersten Schriftstellern der Werkstatt zählen, in jener Nacht zu hören zu sein. Torsten Olle selbst wird lesen und als Moderator auftreten. Die nächste „Generation“ wird durch Danuta Ahrends, Thilo Schwichtenberg und Sabine Raczkowski repräsentiert. Etwas später kamen Wahid Nader und Herbert Beesten in die Werkstatt. Auch Renate Sattler, Vorsitzende des VS Sachsen-Anhalt in ver.di, wird lesen. Und unbedingt ist der Autor Dr. Henning Moneta zu erwähnen, der, zwar mit Unterbrechungen, doch seit 2001 zur Werkstatt kommt und beim mdr-Schreibwettbewerb erfolgreich war. Als „jüngstes“ Mitglied ist Ursula Günther, alias Charlotte Buchholz, zu hören. Auch sie, inzwischen einige Jahre dabei, ist erfolgreich aus der Werkstatt hervorgegangen und gehört, wie Herbert Beesten, dem Vorstand des Fördervereins der Schriftsteller e.V. an. Für die musikalische Umrahmung sorgt die Band „Triple S“ unter der Leitung von Stefan Feige, der selbst viele Jahre Mitglied der Schreibwerkstatt war und inzwischen das Musizieren vorgezogen hat. Sandy Bärecke (Gesang), Stefan Feige (Gitarre und Gesang), Silke Kollmey (Gesang) – drei musikalische „S“. Drei Stimmen, die als Solo – vor allem aber als Trio – begeistern, begleitet von den Klängen einer akustischen Gitarre. Als Kinder der 60er und 70er Jahre ist ihr Programm geprägt von Soul bis hin zum Pop.
Der wahre Geburtstag ist der 24. April gewesen. Erich-Günther Sasse, der Gründer, weilt nicht mehr unter uns. Wir, die ihn noch erlebten, haben unendlich viel von ihm gelernt und verdanken ihm sehr viel. Torsten Olle, der in seine Fußstapfen trat, und von ihm das Rüstzeug erhielt, die Werkstatt in seinem Sinne weiterzuführen, gebührt großer Dank und Anerkennung für seine unermüdliche Arbeit. Am 23. September wird gefeiert und gelesen, für den Gründer, den Leiter und die Besucher der Magdeburger Kulturnacht und: für weitere 25 Jahre Schreibwerkstatt. Sabine Raczkowski

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