Liebe und die Zweifel am Zweifel

Die Liebe ist ein Mysterium. Menschen machen sich auf die Suche nach ihr. Manche verzweifeln, weil sich über viele Jahre Liebe nicht finden lassen will. Ein Gespräch mit der Liebe sollte Aufschluss darüber geben, warum sie so vergänglich erscheint. Was dabei nicht verging, waren die Fragen. Deshalb blieb auch das Problem mit fehlender Liebe.

Ein Suchender: So, so – Sie wollen also die Liebe sein?
Die Liebe: Wenn Sie wollen, dass ich es bin, bin ich’s gern für Sie.

Reden Sie nicht um den heißen Brei herum! Sind Sie’s oder nicht?
Wenn das so einfach zu beantworten wäre.

Ganz einfach: Sie ist da oder eben nicht. Basta! Sie müssen es doch wissen, wenn Sie die Liebe sind.
Ich begleite die Menschheit nun schon eine Ewigkeit. Treffe jeden, schleiche mich überall ein, bin immer zur Stelle, wenn keiner damit rechnet und trotzdem hören die meisten nicht auf, nach mir zu suchen, glauben mich verloren zu haben und können mich nicht erklären. Und da verlangen Sie, dass ich wüsste, warum ich wie bin.

Sie sind doch ein Gefühl, eines dass die Sinne vernebelt, die Hormone durcheinander wirbelt. Im Grunde genommen, ein sehr vergänglicher Moment.
Das soll ich sein? Das würde ich eher mit Tragik bezeichnen. Ich bin doch für die Ewigkeit, für die nie aufhörende Verbindung zwischen Menschen.

Ach, Sie sind wie eine Krankheit, von der man befallen wird und irgendwann geheilt oder wie ein Elixier, dass man einnimmt und dessen Wirkung nachlässt. Überhaupt sind Sie eine komische Angelegenheit, die einem überhaupt nicht richtig einleuchten will.
Glauben Sie wirklich, was Sie da sagen?

Offen gestanden ja, das Drama gehört unweigerlich zu Ihnen. Können Sie Ihre Schreckensseite nicht ablegen?
Entschuldigen Sie, ich muss Ihnen eine Gegenfrage stellen: Warum glauben Sie, dass ich außerhalb von Ihnen existiere?

Wollen Sie mich auf den Arm nehmen? Ohne ein Gegenüber würden Sie doch gar nicht exis-tieren.
Sie irren! Wie steht es um die Selbstliebe?

Quatsch, ich liebe mich doch nicht, wie ich andere Menschen liebe.
Sie dürfen mich nicht mit Sex verwechseln.

Aber Sex hat doch mit Liebe zu tun.
Alles hat mit Liebe zu tun. Deshalb ist es ja so schwer, mich zu fassen.

Bleiben wir mal schön bei der großen Liebe zwischen zwei Menschen. Das andere Liebesgedöns lassen Sie bitte weg.
Das geht nicht.

Warum nicht?
Weil alles mit allem zu tun hat, weil alles mit Ihnen selbst zu tun hat.

Wenn ich jemanden liebe, meine Gefühle jedoch nicht erwidert werden, dann fehlt es doch dem anderen an Liebe.
Nein.

Sie wollen mich veralbern!
Nein.

Schluss mit dem Firlefanz. Reden Sie Klartext!
Was kann ein anderer für Ihre Liebe? Sie überschütten möglicherweise jemanden damit. Aber es ist immer nur ihre Liebe.

Sie meinen also es müssen zwei Lieben zusammentreffen.
Da könnte etwas dran sein.

Sie weichen schon wieder aus. Wie ist es denn nun mit Ihnen. Ich will doch auch nur geliebt werden, so wie jeder andere Liebe erfahren will.
Hören Sie wirklich, was Sie sagen? „Ich will …“, „…wie jeder andere auch …“ – das sind Ihre Worte. Ja, Liebe hat wohl mit Wollen zu tun, nur nicht mit Ihrem allein.

Ich will doch.
Das reicht leider nicht.

Was denn noch?
Seien Sie ohne Zweifel, haben Sie Vertrauen, glauben Sie, zeigen Sie Geduld …

Das habe ich doch alles schon versucht…
Und dann trafen Sie auf jemanden, der genauso verzweifelt war wie Sie. Schade, dass geht meis-tens nicht gut.

Sie können mir auch nicht weiterhelfen.
Da zeigt es sich wieder…

Was?
Ihre fehlende Selbstliebe.

Sie meinen, ich würde mich selbst nicht genug lieben können?
Vielleicht. Möglicherweise mangelt es Ihnen auch an Selbstvertrauen und an Selbstbewusstsein. Es hat mit allem zu tun. Ich sagte es doch bereits.

Es muss doch einen Rat, ein Rezept, eine Anleitung existieren, die mir zeigt, wie ich die große, ewige Liebe finde.
Es existieren unzählige Experten, die Ihnen solche Ratgeber verkaufen möchten. Doch die wollen am Ende auch nur ihre Selbstliebe erfüllt wissen. Mit Ihnen hat das wenig zu tun.

Es ist zum Verzweifeln. Was kann ich machen?
Haben Sie Gewissheit über Ihre Liebe und die in einem anderen. Zweifeln Sie nicht. Und wenn doch ein Zweifel da ist, glauben Sie an die Liebe. In Ihnen keimt die Liebe wie der Zweifel, genauso wie jede Hoffnung und jede Sehnsucht.

Sie sind mir keine Hilfe und schwafeln nur von Binsenweisheiten.
Für Ihren Pessimismus liebe ich Sie.

Echt? Sie machen sich über mich lustig.
Nein, ich meine das ernst. Sie sind in Ihrer Verzweiflung wirklich ein liebenswerter Mensch. Gehen Sie aufrecht mit Ihrer Skepsis um. Sie werden sich damit belohnen.

Was? Ich soll doch nicht zweifeln…
Ich sagte doch, alles hat mit allem zu tun.

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