Kinder und Karriere? Na klar!

Es ist zwanzig nach fünf, der Wecker klingelt und zehn Minuten später schleicht der erste durch die Magdeburger Wohnung in der Altstadt. Es ist der 37-jährige Projektleiter Maik, der sich auf seinen Arbeitstag bei VW Nutzfahrzeugen in Wolfsburg vorbereitet. Leise macht sich der Familienvater auf den langen Arbeitsweg, noch bevor seine Frau und seine Kinder erwachen. Kurze Zeit später beginnt auch Carolina ihren Tag und deckt liebevoll den Frühstückstisch für die beiden Kinder Maximilian (5 Jahre) und Viktoria (3 Jahre). Ihnen bleibt eine knappe Stunde, um sich zu stärken und fertig zu machen, bevor es auf den Weg zur Kita geht. Kurz nach acht stürmen die Kinder in ihre Gruppen und freuen sich auf einen spannenden Vormittag, während Caro zur Arbeit fährt – auf zum elterlichen Betrieb „Schloß Bahrendorf“. Sie selbst sagt, sie habe das Glück, hier als Projekt- und Bauleiterin zu arbeiten. Nur so hat sie den Vorteil, die Arbeitszeiten dem Familienleben anzupassen und gönnt es sich, ihre beiden „Schätze” nach dem Mittag wieder abzuholen.

Dies war bis Anfang 2018 nicht möglich. Die 35-jährige gelernte Steuerfachangestellte war bis dato Unternehmerin eines gut laufenden Pflegedienstes. Zwölf Jahre war sie immer erreichbar und auf dem Sprung. Das belastete das Familienleben und ihre Gesundheit. Als ihr Sohn Max dann eines Tages beim Fußballtraining fragte, wieso sie nur auf das Smartphone schaut und nicht zum Junior und ob es sie nicht interessiert, was er da macht, beschloss sie im Familienrat, radikal den Schlussstrich zu ziehen. Sie bereut diesen Schritt keinesfalls und zieht nun den Hut vor Familien, in denen die Eltern einer Vollzeitstelle mit festen Arbeitszeiten nachgehen.

Nach der Kita beginnt jetzt das Familienprogramm: Die Kinder gehen ihren Hobbys nach und auch Familienfreunde kommen nicht mehr zu kurz. Nach der Spielzeit mit den Kindern und dem Haushalt steht das Abendbrot an. Es folgt das abendliche Ritual mit den Kindern: Waschen, Kuscheln, Schlafenszeit. Zwischendurch wird der Abwasch und die Wäsche gemacht. Es ist gleich zwanzig Uhr und der Familienvater schafft es rechtzeitig, den Kindern einen Gute-Nacht-Kuss zu geben. Feierabend? Noch lange nicht – es wartet das Homeoffice. Während Maik sein Abendbrot verzehrt, steckt Caro in der Personalplanung und bereitet die nächsten Schritte für ein betriebliches Vorhaben vor: der Bau einer psychosomatischen Klinik. Auch das mehr als sechs Hektar große elterliche Anwesen in Bahrendorf fordert seinen Tribut. Die Pflege der Landschaft und die Planung verschiedener Veranstaltungen wie Hochzeiten im dazugehörigen kleinen Standesamt und Messen (wie die Garten- und Handwerksmesse auf „Schloß Bahrendorf“ am 11. Und 12. Mai) zählen dazu.

Erst in der Nacht haben sie nun noch etwas Zweisamkeit, bevor die Augen zufallen und der nächste Tag zur Routine ruft. Durch die langen Arbeitstage und vielen Geschäftsreisen ihres Mannes, der natürlich lieber mehr Zeit mit seiner Familie verbringen möchte, lebt Caro nahezu ein Leben als Alleinerziehende. Beide haben sich mit diesem Familienleben arrangiert und sind glücklich und zufrieden. Sie sehen ihr Familienglück als Luxus, allen geht es gut, es fehlt an nichts. Sie genießen freie Tage stets bewusster und zusammen, auch wenn die Arbeit im Wochenende ruft.

Bei der Frage, ob sie lieber als Hausfrau und Mutter zu Hause bleiben würde, lacht Caro herzlich und meint: „Auf gar keinen Fall! Ohne Arbeit fehlt mir etwas, hier verwirkliche ich mich und meine Ziele. Es ist eine andere Art von Verantwortung und so wie die Familie ein Ausgleich zur Arbeit darstellt, ist auch die Arbeit ein Ausgleich zum Familienleben und Haushalt. So entsteht für mich eine Balance.“ Nicole Schulz

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