Heiligabend in Stadtfeld auf Tour

Selten im Schnee, aber immer am Heiligabend unterwegs: Wolfgang Heckmann. Foto: Ines Möhring

Heiligabend … da hängt jede Familie an ihren eigenen Traditionen. Man könnte sagen: Immer dieselbe Leier. Auch bei Wolfgang Heckmann – Inhaber der Olvenstedter Lichtspiele – und seiner Frau Ines Möhring trifft dies zu. Seit zehn Jahren pflegen Sie eine Tradition, die jedoch keinesfalls dieselbe Leier ist, weil sie Unvorhersehbares und somit einiges an Abwechslung birgt. „Angefangen hat es, als ich noch am Lessingplatz wohnte“, erinnert sich Wolfgang Heckmann. „Da habe ich für das Nachbarskind an Heiligabend den Weihnachtsmann gespielt. Auch nach dem Umzug in meine Wohnung über dem OLi haben wir das beibehalten. Im Kostüm bin ich dann jedes Jahr zum Lessingplatz gelaufen und auf dem Rückweg riefen mir Kinder zu, die zum Fenster herausschauten. Eines hat mir sogar ein selbstgemaltes Bild gebracht – davon war ich ganz gerührt. Jedenfalls bin ich in eine Kneipe eingekehrt und war verwundert, dass etliche Menschen Heiligabend dort verbringen. Die Gründe dafür sind sicher vielfältig … aber die meisten haben Gesellschaft gesucht.“

Diese Begebenheit war für den Inhaber des OLi-Kinos Grund genug, an jedem 24. Dezember allen geöffneten Kneipen zwischen Olvenstedter Straße und dem Lessingplatz einen Besuch abzustatten. Im Weihnachtsmannkostüm, versteht sich. „Inzwischen sind wir richtige Profis“, sagt Wolfgang Heckmann und lacht. Seit zehn Jahren also zieht er mit Ines Möhring nach der Bescherung und dem gemeinsamen Festessen durch Stadtfeld. „Wir beginnen beim Späti, singen dem Verkäufer und allen, die dort anzutreffen sind, ein paar Weihnachtslieder, dann geht es weiter durch die Immermannstraße …“ Zwischenstationen sind der „Nachdenker“, „Zum Wolle“ oder das Hotel „Geheimer Rat“, wo sich der Nachtportier über ein Ständchen freuen kann.

Die beiden haben auch stets etwas im Gepäck … Ines Möhrings bunten Teller oder Glücksbringer in diversen Formen. „Und natürlich Liederzettel. Schließlich möchten wir, dass die Leute mitsingen, auch wenn wir meist bekannte Stücke auswählen, wie ‚Stille Nacht‘ oder ‚Süßer die Glocken nie klingen‘.“ Zum Singen gezwungen wird natürlich niemand, doch es scheint schwerzufallen, sich dem zu entziehen, wenn man in der Magdeburger Dunkelheit auf einen Engel und einen Weihnachtsmann trifft.

„Wir erleben das jedes Jahr immer wieder als etwas Besonderes“, schildert Wolfgang Heckmann, während ihm außergewöhnliche und bewegende Geschichten in den Sinn kommen. „Eine der schöns-ten Begebenheiten war, als wir dem Nachtportier im Hotel einen Besuch abgestattet hatten und beim Verlassen des Hauses Hotelgästen begegnet waren – ein Vater und seine Tochter. Die beiden haben mit uns gesungen, obwohl ihnen nicht danach zumute war, denn seine Frau beziehungsweise ihre Mutter war in dem Jahr verstorben. Dass sie diesen Moment mit uns geteilt haben, war wirklich bewegend.“

Auch für die diesjährige „Tour“ haben Ines Möhring und Wolfgang Heckmann schon einiges vorbereitet. Und eventuell erhalten die beiden sogar Unterstützung. „Vor Kurzem gastierte das Vokalensemble ‚InTakt‘ bei uns im OLi und nach dem Auftritt unterhielten wir uns über die Heiligabend-Aktion mit einer Sängerin, die daraufhin den Wunsch äußerte, dass wir auch bei ihr einen Zwischenstopp einlegen sollen. Vielleicht hat sie ja Lust, uns anschließend zu begleiten … dann wäre mal jemand dabei, der wirklich singen kann“, sagt Wolfgang Heckmann mit einem Schmunzeln. Tina Heinz

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