Die Stadtfelder: Dreck von oben

Vor ein paar Tagen war ich echt sauer. Am Samstag hatte ich auf meinem Balkon Ordnung geschaffen. Da wir lange genug etwas vom Sommer hatten und die Wettervorhersage nun doch das Eintreffen des Herbstes prognostizierte, wollte ich draußen aufräumen, Pflanzen aussortieren und das Mobiliar, das den Winter nicht gut vertragen würde, in den Keller bringen. Als ich damit fertig war, sah der Balkon recht manierlich aus – etwas kahl und trist, passend zur bevorstehenden Jahreszeit, aber eben ordentlich. Zufrieden mit dem Erreichten (zuvor hatte ich bereits Staub gesaugt, Wäsche gewaschen und diese aufgehängt), beschloss ich, den Tag mit einem Spaziergang ausklingen zu lassen. Der anschließende Sonntag sollte nicht so haushaltslastig werden. Lieber wollte ich mich einem Buch auf dem Sofa widmen. Doch als mein Blick zur Balkontür wanderte, war mir sofort klar, dass der Roman würde warten müssen und die frisch zubereitete Tasse Tee vermutlich kalt werden würde. Auf dem gestern noch so ordentlich anmutenden Balkon sah es aus, als hätte in der Nacht ein Sturm gewütet und Pflanzenreste, Erde und sonstigen Müll vor meiner Tür abgeladen. Doch in der Umgebung war nichts von Unwetterschäden zu erkennen. Und während ich noch fassungslos durch die Glasscheiben nach draußen starrte, rieselte weiterer Dreck herab. Es folgten verwelkte Blüten und ein paar Fetzen Zeitungspapier. Schlagartig wurde mir klar, dass es nur die Dame in der Wohnung über mir sein konnte, die diese Unordnung veranstaltete. Am liebsten hätte ich einen Haufen Erde genommen und diesen nach oben geworfen, aber damit hätte ich mir keinen Gefallen getan. Irgendwo anrufen, sich beschweren und auf diese Weise Dampf ablassen? Am Sonntag wegen einer solchen Lappalie vermutlich auch keine gute Idee. Also trank ich Tee, atmete drei Mal tief ein und aus und ging nach oben. Mit verschmierten Händen und zerzausten Haaren öffnete mir die Nachbarin die Tür und ich musste aufgrund dieses Anblicks so heftig lachen, dass meine Wut schnell verflog. Mit Tränen in den Augen erklärte ich ihr, dass es nett wäre, wenn sie beim Aufräumen des Balkons darauf achten würde, ihren Dreck nicht einfach eine Etage tiefer abzuladen. Sie sah mich etwas entgeistert an, versprach jedoch, beim Saubermachen besser aufzupassen … Reden hilft eben doch hin und wieder! Alles Gute für die kalte Jahreszeit, Ihre Silke www.diestadtfelder.de

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